
Die Friedrich Vorwerk SE gehört zu den führenden Infrastruktur-Spezialisten für Energie- und Wasserstoffprojekte in Deutschland. Im Interview mit boerse-n.de erläutert das Unternehmen, wie Sustainable Finance als Steuerungsinstrument genutzt wird, welche Rolle Wasserstoff-Pipelines, CO₂-Transport und Stromnetzausbau für die Energiewende spielen – und warum diese Projekte nicht nur ökologisch wichtig, sondern auch für die Entwicklung der Friedrich-Vorwerk-Aktie von großer Bedeutung sind.
Das Interview im Überblick:
- Nachhaltigkeit gewinnt in der Finanzwelt zunehmend an Bedeutung. Welche Rolle spielt das Thema „Sustainable Finance“ aktuell bei Friedrich Vorwerk?
- Welche konkreten Maßnahmen verfolgt Ihr Unternehmen, um ökologisch und sozial nachhaltig zu wirtschaften – sowohl im Kerngeschäft als auch darüber hinaus?
- In welchen Bereichen sehen Sie für Friedrich Vorwerk die größten Chancen im Hinblick auf die Energiewende und die Transformation der Infrastruktur?
- Welche Kennzahlen oder Indikatoren sind für Sie entscheidend, um Nachhaltigkeit auch messbar und für Investoren transparent darzustellen?
- Wie hat sich die Vorwerk-Aktie seit dem Börsengang entwickelt – und welche Faktoren sehen Sie als besonders einflussreich für die künftige Kursentwicklung?
- Wie reagiert der Kapitalmarkt Ihrer Erfahrung nach auf das Thema Nachhaltigkeit – nehmen Sie einen Vorteil für Unternehmen mit klarer ESG-Strategie wahr?
- Welche Botschaft möchten Sie Privatanleger:innen mitgeben, die gezielt in nachhaltige Aktien investieren wollen?
- Worauf dürfen wir von Friedrich Vorwerk in den kommenden Jahren besonders gespannt sein – gibt es Projekte oder strategische Initiativen, die Sie hervorheben möchten?
boerse-n.de: Nachhaltigkeit gewinnt in der Finanzwelt zunehmend an Bedeutung. Welche Rolle spielt das Thema „Sustainable Finance“ aktuell bei Friedrich Vorwerk?
Tim Hameister – Chief Financial Officer: Sustainable Finance ist für uns weit mehr als ein regulatorisches Thema – es ist ein zentrales Steuerungsinstrument. Wir richten unsere Investitionen konsequent auf Projekte aus, welche die Energiewende unmittelbar vorantreiben, etwa beim Ausbau von Wasserstoff- und CO₂-Pipelines, Fernwärme oder Hochspannungs-Gleichstromleitungen. Über unsere Nachhaltigkeitsberichterstattung weisen wir transparent aus, welcher Anteil unserer Umsätze und Investitionen nachhaltig ist, und verknüpfen so Finanz- und Nachhaltigkeitssteuerung. Ergänzt wird dies durch weitere Berichtsstandards wie SASB, die Investoren ein klares Bild unserer ökologischen und sozialen Wirkung vermitteln. Auf diese Weise schaffen wir die Basis, Wachstum, Klimaschutz und Kapitalmarktanforderungen in Einklang zu bringen.
Welche konkreten Maßnahmen verfolgt Ihr Unternehmen, um ökologisch und sozial nachhaltig zu wirtschaften – sowohl im Kerngeschäft als auch darüber hinaus?
Unser Kerngeschäft ist unmittelbar auf die Energiewende ausgerichtet: Wir bauen H₂-Pipelines, Elektrolyseanlagen, Fernwärmenetze und Stromtrassen für erneuerbare Energien und rüsten Erdgasleitungen um. Dabei legen wir großen Wert auf ressourcenschonende Bauverfahren und die Steigerung der Netzeffizienz – unterstützt und gesteuert durch unsere internen Nachhaltigkeitsexperten. Unser Pilotprojekt einer emissionsfreien Baustelle gemeinsam mit Liebherr Construction zeigt, wie wir nachhaltige Innovationen in den Alltag integrieren. Darüber hinaus investieren wir massiv in Aus- und Weiterbildung unserer Fachkräfte, fördern über die Friedrich Vorwerk Stiftung soziale Projekte und stellen sicher, dass auch unsere Lieferanten unseren hohen Nachhaltigkeitsstandards entsprechen.
In welchen Bereichen sehen Sie für Friedrich Vorwerk die größten Chancen im Hinblick auf die Energiewende und die Transformation der Infrastruktur?
Wachstumstreiber sind die Wasserstoff-Kernnetz-Projekte mit einem Investitionsvolumen von rund 20 Milliarden Euro, bei denen neu entstehenden Pipelines auch bestehende Gasleitungen auf Wasserstoff umgestellt werden – hier bringen wir unsere Pipeline- und Anlagenbaukompetenz ein. Der jüngste Regierungsbeschluss zur CO₂-Speicherung eröffnet zudem ein neues Marktsegment für den Bau entsprechender Transportleitungen. Parallel realisieren wir wichtige Abschnitte im Hochspannungsnetz-Ausbau, etwa A-Nord oder SuedLink, sowie Fernwärmeleitungen und tragen so entscheidend zur Strom- und Wärmewende bei. Staatliche Förderungen und regulatorische Sicherheit schaffen zusätzliche Planbarkeit für unsere Investitionen.
Welche Kennzahlen oder Indikatoren sind für Sie entscheidend, um Nachhaltigkeit auch messbar und für Investoren transparent darzustellen?
Wir legen den Fokus auf den CO₂-Ausstoß entlang der eigenen Wertschöpfungskette und die Energieeffizienz. Ebenso messen wir Arbeitssicherheit, Ausbildungsquote und Diversität, um auch soziale Aspekte abzubilden.
Wie hat sich die Vorwerk-Aktie seit dem Börsengang entwickelt – und welche Faktoren sehen Sie als besonders einflussreich für die künftige Kursentwicklung?
Nach dem Börsengang im Jahr 2021 hatten wir insbesondere im Geschäftsjahr 2023 mit hohen Preissteigerungen als direkte Folge des russischen Angriffskriegs zu kämpfen. Nachdem wir die von diesen Preissteigerungen betroffenen Projekte im ersten Quartal 2024 abgearbeitet hatten, konnten wir die Profitabilität bei gleichzeitig steigenden Umsätzen deutlich steigern, was sich insbesondere seit Februar 2025 auch im Aktienkurs bemerkbar gemacht hat. Die Aufnahme in den SDAX und die jüngste Anhebung unserer Umsatzziele für 2025 auf 610 bis 650 Millionen Euro haben dem Kurs zusätzlichen Rückenwind verliehen. Wir sind in einem strukturell wachsenden Markt unterwegs und profitieren von der massiven Nachfrage nach nachhaltiger Infrastruktur. Entscheidend bleiben die Qualität unserer Arbeit als Komplettanbieter, enge Kundenbeziehungen und die konsequente Ausrichtung auf nachhaltiges Wachstum.

Wie reagiert der Kapitalmarkt Ihrer Erfahrung nach auf das Thema Nachhaltigkeit – nehmen Sie einen Vorteil für Unternehmen mit klarer ESG-Strategie wahr?
Unsere Erfahrung zeigt, dass Investoren Nachhaltigkeit als zentralen Faktor bei der Bewertung von Geschäftsmodellen berücksichtigen und eine entsprechende Ausrichtung vom Kapitalmarkt durchaus honoriert wird, wenngleich die Bedeutung von Nachhaltigkeitsaspekten zuletzt wieder leicht abgenommen hat. Eine klare ESG-Strategie erleichtert aber nach wie vor den Zugang zu Kapital, da Banken und Investoren ihre Finanzierungen zunehmend an Nachhaltigkeitskriterien ausrichten. Gleichzeitig erhöht sie unternehmerische Resilienz, da ökologische und soziale Risiken aktiv gesteuert und regulatorische Anforderungen vorausschauend erfüllt werden. Nicht zuletzt hilft sie im Wettbewerb um Fachkräfte. Viele junge Talente wählen bewusst Arbeitgeber, welche ihrer ökologischen und sozialen Verantwortung gerecht werden – in Zeiten des Fachkräftemangels ein entscheidender Faktor.
Welche Botschaft möchten Sie Privatanleger:innen mitgeben, die gezielt in nachhaltige Aktien investieren wollen?
Nachhaltige Investments sind nicht nur ökologisch und sozial sinnvoll, sondern eröffnen auch langfristige Wachstumschancen. Entscheidend ist, dass Nachhaltigkeit nicht bloß ein Etikett bleibt, sondern klar in Projekten, Prozessen und Kennzahlen verankert ist. Privatanleger:innen sollten deshalb auf eine glaubwürdige Unternehmenskultur, transparente Berichterstattung und eine langfristig belastbare Strategie achten. Wenn all das in einer zukunftsorientierten Branche zusammenkommt, stehen die Chancen für stabiles und planbares Wachstum sehr gut.
Worauf dürfen wir von Friedrich Vorwerk in den kommenden Jahren besonders gespannt sein – gibt es Projekte oder strategische Initiativen, die Sie hervorheben möchten?
Besonders spannend ist unsere führende Rolle beim bereits thematisierten Aufbau der Wasserstoff-Infrastruktur in Deutschland und Europa. Parallel treiben wir den Ausbau von Stromnetzen und Fernwärmeprojekten voran und bereiten uns aktiv auf den Aufbau einer zukünftigen CO₂-Transportinfrastruktur vor. Mit hauseigenen Innovationen wie automatisiertem Pipeline-Schweißen steigern wir zudem Effizienz und Qualität unserer Arbeit. Wie die jüngste Anhebung unserer Umsatzziele zeigt, sind wir strategisch darauf ausgerichtet, die Dynamik im Kerngeschäft auch weiterhin für überdurchschnittliches Wachstum zu nutzen – während wir die europaweite Energietransformation vorantreiben.
Vielen Dank an Friedrich Vorwerk für das Gespräch. Die Einblicke verdeutlichen, wie das Unternehmen Nachhaltigkeit und Wachstum konsequent verbindet.
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