In unserer neuen Reihe GRÜNE AKTIEN möchten wir euch Unternehmen vorstellen, die einen nachhaltigen Geschäftszweck verfolgen. Dieses Mal im Interview ist Dr. Peter Podesser, CEO bei der SFC Energy AG.
BOERSE-N.de: Was ist das Alleinstellungsmerkmal der SFC Energy AG?
DR. PETER PODESSER: Als Brennstoffzellen-Pionier sind wir seit mehr als 20 Jahren im Markt vertreten. In dieser Zeit haben wir viele Unternehmen kommen und gehen sehen und einen langen Atem bewiesen. Wir haben uns auf zwei wesentliche Themen konzentriert: Den klassisch deutschen Ingenieursansatz mit Fokus auf ein funktionierendes Produkt und die eher amerikanische Perspektive, die auf das Erschließen von Marktzugang setzt. So haben wir uns große Vorteile verschafft, die sich jetzt auszahlen. Mit mehr als 50.000 verkauften und installierten Wasserstoff- und Methanol-Brennstoffzellen haben wir uns eine exponierte Marktstellung erarbeitet, verfügen über markterprobte Produkte und produzieren im industriellen Maßstab. Das ist auch notwendig, wenn wir die ambitionierten Klimaschutzziele der EU und der Bundesregierung erreichen wollen. Mit unseren Wasserstoff- und Methanol-Brennstoffzellen der EFOY Serie leisten wir unseren Beitrag zur Erreichung der Klimaneutralität. Brennstoffzellen sind eine Schlüsseltechnologie für eine umweltfreundlichere und dezentral aufgestellte Energielandschaft.
Inwiefern profitieren Sie vom Wasserstofftrend bzw. der Wasserstoffstrategie der Bundesregierung und dem European Green Deal?
Wasserstoff ist inzwischen in vielen Ländern das „Element der Wahl“, wenn wir die Energiewende erfolgreich finalisieren wollen. Und die Brennstoffzelle ist die Schlüsseltechnologie, um den Wasserstoff am Ort des Verbrauchs wieder in elektrische Energie umzuwandeln. Wir freuen uns und begrüßen natürlich die Initiativen seitens der EU und der Bundesregierung. Breit angelegte Förderprogramme sind ein wichtiger Impuls, um die weiteren Entwicklungsaktivitäten und den Markthochlauf von Wasserstoff-Technologien zu beschleunigen. Wir rechnen uns gute Chancen aus, in beiden Bereichen direkt zu profitieren. Es geht jetzt darum, Technologie, Kostenreduktion und Skalierung zu liefern. Und das tun wir. Wir arbeiten an der nächsten Produktgeneration, integrieren gemeinsam mit unserem Partner Nel Elektrolyseure in unser Angebot und verfolgen eine dezidierte Internationalisierungsstrategie mit starken Partnern wie Toyota Tsusho, Jenoptik, Bharat Electronics oder Schneider Electric. So erschließen wir uns weitere wichtige Marktzugänge und großes globales Wachstumspotenzial.
SFC Energy ist eines der wenigen deutschen Wasserstoff-Unternehmen, das auch an der Börse gelistet ist. Wie kommt das, warum sind nicht mehr Wasserstoff-Unternehmen am deutschen Aktienmarkt vertreten und warum haben Sie sich für den Schritt an die Börse entschieden?
Es gibt einige deutsche Unternehmen, die sich ausgezeichnet auf Wasserstoff-Technologien verstehen, u. a. Schwergewichte wie Linde. Auch wenn der Gang an die Börse für uns in einer sehr frühen Entwicklungsphase eine attraktive Form der Finanzierung war und zudem für die Risikokapitalgeber eine Ausstiegsmöglichkeit bot, so waren die Anforderungen des Kapitalmarktes lange Zeit eine große Herausforderung für ein sich erst entwickelndes Geschäftsmodell. Mit zunehmender Zeit haben wir diese Herausforderungen immer besser bestanden und fühlen uns als börsennotiertes Unternehmen sehr wohl.
Würden Sie sagen, dass ein Investment in die SFC-Aktie eine nachhaltige Geldanlage ist und wenn ja, warum?
Wir adressieren mit unseren Produkten eine gesellschaftliche Priorität, nämlich saubere und effiziente Energieversorgung. Wir vergessen darüber unsere Historie nicht. Die Entwicklung der Technologie und die gesellschaftliche Akzeptanz derselben haben länger gebraucht als ursprünglich angenommen. Daher wissen wir, dass Erfolg am Kapitalmarkt harte Arbeit und Geduld bedeutet. Ein Investment in unser Unternehmen ist etwas für langfristig orientierte Anleger. Dennoch haben wir uns ambitionierte Mittelfristziele gesetzt und transparent kommuniziert. Bis zum Jahr 2025 erwarten wir einen Umsatz zwischen 350 und 400 Millionen Euro bei einer EBITDA-Rendite von 15 Prozent. Nach dem besten ersten Halbjahr der Unternehmensgeschichte mit einem Umsatzwachstum von 12,3 Prozent auf 31,1 Millionen Euro und einer knappen Verdreifachung des bereinigten EBITDA auf 3,4 Millionen Euro im Halbjahresvergleich sind wir auf einem guten Weg, unsere Ziele zu erreichen. Das ist nachhaltig.
Welche Themen sind Ihnen im Kontext der Nachhaltigkeit am wichtigsten und warum?
Die Fähigkeit, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Technologieführerschaft mit aktivem Klimaschutz zu verbinden. So schaffen wir eine lebenswerte Zukunft für die heutigen und zukünftigen Generationen. Wenn uns das gelingt, haben wir nachhaltig gehandelt. Es ist jetzt an uns allen, die Weichen hierfür zu stellen.
Wie definieren Sie für sich die Energiewende und was wird Ihr konkreter Beitrag sein, auch im Hinblick auf zukünftige Geschäftsmodelle?
Bei der Energiewende müssen wir auf mehrere Faktoren achten. Einerseits benötigen wir einen weiteren Zubau an erneuerbaren Energien. Andererseits brauchen wir verlässliche Speichertechnologie. Denn der durch Wind-, Wasser-, und Sonnenenergie gewonnene Strom muss zu den Verbrauchern gelangen. An dieser Stelle kommt Wasserstoff ins Spiel. Wenn Wasserstoff die aus erneuerbaren Quellen gewonnene Energie speicher- und transportierbar macht, übernimmt die Brennstoffzelle den nächsten Schritt in der Verwertungskette. Denn das Gas muss nun wieder in elektrische Energie umgewandelt werden. So gesehen nimmt die Brennstoffzelle eine Scharnierfunktion ein. Sie ist eine Transformationstechnologie und ermöglicht es, aus Wasserstoff wieder Strom zu erzeugen. Und zwar dezentral, effizient und klimaneutral. Speziell beim Austausch konventioneller Diesel-Generatoren zur Stromerzeugung durch die Brennstoffzelle eröffnet sich zum einen für uns ein Multi-Milliardenmarkt, zum anderen lassen sich hier enorme Einsparungen an CO2-Emissionen realisieren.
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Anleger, die ihr Geld nachhaltig anlegen wollen, möchten auch einen Beitrag für die Umwelt und soziale Themen leisten. Können Anleger das, wenn sie die SFC-Aktie investieren?
Einfache Antwort: ja.
Der Kurs der SFC-Aktie befindet sich im 5-Jahres-Chart 2021 auf seinem Höchstpunkt. Was waren die wichtigsten Themen in den letzten Monaten und Jahren, dass sich der Kurs so gut entwickelt?
Wir treffen mit unseren Produkten auf eine kontinuierlich steigende Nachfrage über zahlreiche Branchengrenzen hinweg und machen uns so noch unabhängiger. Beispielsweise haben wir zum Jahresanfang den größten Einzelauftrag über 135 EFOY Brennstoffzellen für Smart Traffic-Systeme in Japan von Toyota Tsusho erhalten. Im Frühjahr haben wir den größten US-Auftrag über mehr als 100 EFOY Brennstoffzellen für zivile Überwachungstechnik gewonnen. Zudem fragen immer mehr Privatanwender Brennstoffzellen für ihr Reisemobil, ihr Freizeitboot oder Tiny House nach. Sie sehen, das Potenzial unserer Lösung ist nahezu grenzenlos. Dies und die insgesamt starke Auftragsdynamik spiegeln sich im Aktienkurs wider. Unterstützend erschließen wir uns weitere Marktzugänge und komplementäre Technologien über unser Partnernetzwerk.
Welche internen Themen werden in den nächsten zwölf Monaten für das Unternehmen aber auch für die Aktie eine große Rolle spielen?
Wir haben uns eine sehr gute Ausgangslage geschaffen, um weiterhin nachhaltig zu wachsen. Höchste Priorität hat für uns, die richtigen Menschen in unser Team zu holen. Im Wettbewerb um Talente besetzen wir als GreenTech-Unternehmen zwar ein attraktives Feld, es gilt jedoch durch Perspektive, Verantwortung und ein dynamisches Arbeitsumfeld gleichermaßen junge und erfahrene Kandidaten von und für uns zu begeistern. Ebenso entscheidend ist der weitere Ausbau des bestehenden Portfolios. Wir erweitern unsere Produktpalette sowie unsere internationale Präsenz. Im bereits angesprochenen Austausch von Diesel-Generatoren im Notstrombereich und netzfernen Systemen durch umweltfreundliche Wasserstoff-Brennstoffzellen entwickelt sich ein Milliardenmarkt. Unsere Produktinnovationen und unser Partnernetzwerk bilden die Basis, um den Paradigmenwechsel bei der Energieerzeugung weiter zu prägen. Die Rückmeldung aus dem Kapitalmarkt ist sehr positiv und wir sind zuversichtlich, dass wir hier weiterhin Impulsgeber bleiben können.
Aktuell empfehlen die meisten Analysten die SFC-Aktie mit kaufen oder halten, ein paar wenige Skeptiker sind dabei. Wie wichtig sind Ihnen diese Empfehlungen und können Sie den Anlegerinnen noch andere Informationen zu Ihrer Aktie geben, die für eine Kaufentscheidung relevant sind?
Analystenstimmen sind für die Bewertung eines Unternehmens wichtig. Sie decken Potenziale auf, legen aber auch den Finger in die Wunde, wenn einmal etwas nicht funktioniert. Die Mehrheit der Analysten empfiehlt unsere Aktie zum Kauf bei zwei „neutralen“ Bewertungen. Dabei reichen die Kursziele bis zu 44,00 Euro. Für mein Empfinden hält sich die Skepsis derzeit in Grenzen. Ohnehin bin ich fest davon überzeugt, dass Anleger eine sehr konkrete Vorstellung davon haben, worin sie investieren wollen. Momentan sind das Unternehmen mit nachhaltigen Technologien und zukunftsweisendem Geschäftsmodell. Diese Entwicklung zeigt sich an den Mittelzuflüssen im GreenTech-Sektor. Ich freue mich sehr, dass die Aktienkultur speziell in Deutschland eine Renaissance erlebt und Unternehmensbeteiligungen als Investment wieder größere Beachtung erfahren. Für mich war und ist die Börse ein Marktplatz für Ideen. Und wir bei SFC Energy haben gezeigt, dass wir nicht nur viele gute Ideen haben, sondern diese in praktikablen und erfolgreichen Produkten umsetzen können. Vor allem wenn es darum geht, die Energielandschaft der Zukunft klimaneutral aufzustellen.
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