Die BayWa-Aktie – eine der vielversprechendsten Werte im Bereich erneuerbare Energien

Bild: BayWa

Im Oktober 2021 hatten wir BayWa bereits zum Thema Nachhaltigkeit interviewt und wollten wissen, ob die BayWa-Aktie dem Anspruch eines nachhaltigen Wertpapiers gerecht wird. Im aktuellen Interview haben wir das Unternehmen zum Status quo der erneuerbaren Energien in Deutschland, den Geschäftsfeldern im Bereich E-Mobilität in denen BayWa tätig ist und warum die BayWa-Aktie dem Negativtrend vieler erneuerbare Energien-Aktien im letzten Jahr trotzen konnte befragt. Im Gespräch mit Josko Radeljic, Leiter Investor Relations der BayWa AG.

BOERSE-N.de: Bei welchen erneuerbare Energie Themen ist BayWa derzeit aktiv und welche grünen Themen werden bei Ihnen in Zukunft eventuell noch eine Rolle spielen?

Josko Radeljic

JOSKO RADELJIC: Mit unserer Tochtergesellschaft BayWa r.e. sind wir seit 2009 in dem Bereich Erneuerbare Energien tätig. Rund 50% des Konzern-EBIT wird in diesem Segment erwirtschaftet. Das macht den Bereich zum größten Ergebnisbringer im Konzern.
Unser Fokus wird in den kommenden Jahren noch stärker auf dem Projektgeschäft liegen. Hier sind wir mit der Planung, Projektierung und dem Bau von Wind- und Solarenergieanlagen sowie der Veräußerung der betriebsfertigen Anlagen als einer der größten Projektentwickler weltweit tätig. Als Service-Dienstleister übernehmen wir außerdem Wartung- und Betriebsführung für diese Anlagen. Wir arbeiten mit Unternehmen und Organisationen auf der ganzen Welt zusammen, um maßgeschneiderte Lösungen für Erneuerbare Energien anzubieten und sind ein führender Anbieter auf dem Solar-Großhandelsmarkt. Zudem bauen wir die Vermarktung von eigenem Strom als Independent Power Producer (IPP) aus. Unser Ziel ist es, mehr als eine Verdreifachung des derzeitigen Projektgeschäfts bis 2026 zu erreichen und das IPP-Portfolio von knapp 1 Gigawatt auf 3 -3,5 Gigawatt zu erweitern.

Grüne Themen beschäftigen uns aber natürlich BayWa-weit. Im Segment Energie bieten wir unseren Kunden Lösungen für CO2-optimierte Wärme und Mobilität. Dazu gehören auch Holzpellets, Wärme-Contracting, E-Mobilität, Wasserstoff und Bio-LNG. Aber auch im Segment Ernährung geht es im Geschäftsbereich New Protein Solutions zum Beispiel um eine nachhaltige Proteingewinnung sowie regionale Wertschöpfungsketten. Im gesamten Konzern besteht das Bestreben, einen sukzessiven Wandel zu klimafreundlichen Produkten zu erreichen. Allerdings sind wir als Händler darauf angewiesen, die Nachfrage unserer Kunden zu bedienen. Daher ist dieser Prozess nicht im Alleingang möglich.

Was wünschen Sie sich von der deutschen und europäischen Politik, damit das Thema erneuerbare Energie noch mehr Fahrt aufnimmt?

Kurz gesagt: Mehr Tempo. Genehmigungsverfahren für Wind- und Solarparks dauern immer noch viel zu lange. Hier brauchen wir mehr Pragmatismus. Bei den kürzlich veranstalteten PV- und Windgipfeln wurden bereits sinnvolle Ansätze diskutiert, im Bereich Solar insbesondere für PV-Dachanlagen, Agri-PV und biodiversitätsfördernde Solarparks. Für die Windenergie gab es Fortschritte bei den Themen Artenschutz und Planungsverfahren. Jedoch gibt es immer noch Handlungsbedarf, um die Zusammenarbeit zwischen Ministerien und Behörden weiter zu vereinfachen. Dass wir ein Zubau-Volumen von 22 GW PV und 10 GW Wind pro Jahr in Deutschland erreichen können, ist durchaus realistisch. Dafür müssen jedoch die entsprechenden Rahmenbedingungen gegeben sein.

Natürlich benötigen wir auch mehr Flächen. Hier ist die Doppel- bzw. Mehrfachnutzung ein wichtiges Thema. Wenn wir zum Beispiel auf Floating-PV schauen, bei der Strom auf parallel bzw. ungenutzten Wasserflächen produziert wird: In den Niederlanden hat die BayWa r.e. bereits mehrere schwimmende Anlagen errichtet. In Deutschland schränken derzeitige Restriktionen hinsichtlich der maximal nutzbaren Gewässeroberfläche und des Ufermindestabstands das Potenzial der Technologie massiv ein und machen Floating-PV unwirtschaftlich. Dadurch kann Deutschland sein Potenzial auf dem Gebiet nicht ausreizen. Ähnliches gilt für Agri-Photovoltaik-Anlagen, also die Errichtung von Solaranlagen auf landwirtschaftlichen Flächen und biodiverse Solarparks. Wir müssen lernen, die vorhandene Fläche multifunktional zu nutzen. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Energiewende liegt insbesondere in der Mehrfachnutzung von Flächen und der Schaffung von Synergien von PV und der Landwirtschaft, sowie mit dem Natur- und Artenschutz. Dabei sind zu viel Bürokratie und Überkontrolle ineffizient, und der Dringlichkeit beim Klimaschutz nicht angemessen.

In welchen Geschäftsfeldern im Bereich E-Mobilität sind Sie tätig?

Die BayWa Mobility Solutions sieht sich als einer der Treiber der Elektromobilität in Deutschland. Wir errichten als Generalunternehmer für unsere Kunden Ladeparks und Ladehubs. Von den 13.253 Schnellladepunkten, die laut Bundesnetzagentur zum 01. Januar 2023 in Betrieb waren, hat die BMS über 1.000 installiert. Das entspricht einem Marktanteil von über sieben Prozent. Neben dem Ausbau der Ladeinfrastruktur sind die Kollegen aber auch im Flottenmanagement tätig und schaffen hier maßgeschneiderte Lösungen für unsere Kunden. Von Netzbezug über Photovoltaik und Speicher bis hin zum Aufbau einer betriebsablaufoptimierten Ladeinfrastruktur. Und dann gibt es noch die BayWa Tank- und Ladekarten, mit denen Kunden an 95 % der öffentlichen Ladeinfrastruktur und jeder vierten Tankstelle in Deutschland bargeldlos bezahlen können. Perspektivisch werden wir als BayWa auch selber Ladeparks betreiben. Das ist der logische Anschluss an das klassische Tankstellengeschäft.

Worin liegen im Bereich E-Mobilität Ihre Alleinstellungsmerkmale?

Zur Gründung 2020 startete die BayWa Mobility Solutions mit einem breiten Portfolio für alle alternativen Antriebsformen. Heute fokussiert sich unsere Tochtergesellschaft primär auf die Elektromobilität. Wir haben eine große Anzahl von Projektleiter/innen und Planer/innen für Ladeinfrastruktur für alle Anwendungsfälle. Von der Planung über Installation und Betriebsführung können wir alles abdecken. Zusätzlich decken wir für Flottenkunden die komplette Beratung auch für PV/Batteriespeicher ab.

Sind die USA und China deutlich besser und unternehmensfreundlicher aufgestellt als die EU, Stichwort Climate Reduction Act in den USA und wenn ja, was müssen wir in Deutschland noch besser machen?

Die USA setzen stärker auf Anreize als auf staatliche Regulierungen – In Deutschland ist das anders. Hier treffen Unternehmen auf ausgewachsenen Bürokratismus. Sei es die EU-Taxonomie, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder auch die staatlichen Auflagen, die den Ausbau von PV- und Windenergieanlagen erschweren. Beispiele gibt es viele. Dabei hat Deutschland exzellente Hochschulen und Universitäten, zum Beispiel die Technische Universität München (TUM), die die Basis für Innovation und Fortschritt im eigenen Land legen. Aber Deutschland ist kein hilfreiches Umfeld für Gründer. Und Scheitern ist hierzulande auch noch schambehafteter als in anderen Ländern.

Grüne Aktien erfreuen sich noch immer einer großen Nachfrage. Geben Sie uns doch mal ein paar Fundamentaldaten, weshalb Ihre Aktie in jedes grüne Aktienportfolio gehört.

Die Produkte und Lösungen der BayWa bedienen elementare Grundbedürfnisse. In den Bereichen Ernährung, Energie und Wohnen partizipieren wir mit unserem unternehmerischen Handeln an bedeutenden Megatrends – dazu zähle ich z.B. die Ernährungs- und Energiesicherheit, die Dekarbonisierung oder auch die Digitalisierung. Das bietet erhebliches Wachstumspotenzial für die Zukunft.

Hinzu kommt, dass die BayWa in den Segmenten Agar und Bau stark verankert ist, gleichzeitig aber auch mit ihrer Tochter BayWa r.e. zu den führenden europäischen Unternehmen im Bereich Erneuerbare Energien zählt. Unsere Projektpipeline für Solar- sowie On- und Offshore-Windprojekte umfasst hier derzeit 24 Gigawatt und auch das bereits oben erwähnte Geschäft im Bereich IPP und Energielösungen bietet der BayWa signifikantes Marktpotenzial.

Als Vorreiter bei nachhaltigem Wirtschaften strebt die BayWa an, den Anteil grüner Geschäftsaktivitäten am operativen Erfolg auf über 50 % bis 2025 zu steigern und bis 2030 Klimaneutralität (Scopes 1 und 2) zu erreichen. Drei führende Ratingagenturen haben der BayWa bereits heute eine überdurchschnittliche ESG-Performance attestiert.
Zudem haben wir das Mittelfristziel angehoben. Ziel des BayWa-Konzerns ist nun ein nachhaltiges operatives Ergebnis (EBIT) in der Spanne von 470 bis 520 Mio. Euro bis Ende des Jahres 2025 zu erreichen.

Viele EE-Aktien mussten in 2022 große Kursverluste hinnehmen, die BayWa-Aktie hingegen hat sich in 2022 mit ein paar kleinen Kursrückgängen erstaunlich gut entwickelt. Warum konnten Sie dem Negativtrend trotzen?

Die BayWa Aktie ist keine reine EE-Aktie. Wir sind ein Portfoliounternehmen, und sehen uns selbst als Grundversorger in den Bereichen Ernährung, Energie, Wärme, Mobilität, Bauen und Wohnen. Das alles sind Themen, die uns hinsichtlich der weltweiten Nahrungsmittelversorgung, der hohen Nachfrage nach Energie- und Wärmeträgern, aber auch der hohen Nachfrage nach Betriebsmitteln und Baustoffen bei gleichzeitig angespannter Liefersituation, mehr denn je beschäftigen.
Hinzu kommt, dass die BayWa-Aktie ein stabiler Dividendentitel ist. Blickt man auf die letzten Jahre, hat sich die Dividende unter dem Vorstandsvorsitzenden Klaus Josef Lutz von 0,40 Euro in 2008 auf voraussichtlich 1,10 Euro in 2022 (plus 0,10 Euro Sonderdividende) fast verdreifacht.

Und nicht zuletzt tragen auch unser 100-jähriges Bestehen und unsere genossenschaftlich orientierten Unternehmenswerte dazu bei, dass Anleger darauf vertrauen, dass die BayWa ein sicheres Investment ist.

Wird das Jahr 2023 ein gutes Jahr für Ihre Aktie und dem EE-Markt insgesamt?

Da fragen Sie mich jetzt natürlich nach einem Blick in die Glaskugel. Wie schnell sich die Weltlage ändern kann, hat der Krieg gegen die Ukraine gezeigt. Daher kann ich Ihnen diese Frage leider erst am 31.12.2023 beantworten.

Welche zeitlichen Anlagehorizont sollten Anleger mitbringen, wenn Sie in EE-Aktien wie Ihre investieren?

Ich denke, dass muss jeder Anleger selbst entscheiden. Die optimale Haltedauer gibt es nicht. Energiepolitische Entscheidungen wie der Kernenergie- und Kohleausstieg werden den Trend hin zu EE-Aktien eher verstärken. Diesen Trend spiegelt auch der Renixx wider, ein Aktienindex für erneuerbare Energien. Ausschläge nach oben oder unten wird es aber wie in jeder anderen Branche auch, immer wieder geben. Ebenso wie zu heiß gelaufene Werte. Für die BayWa sehe ich jedoch noch Luft nach oben, da die gesamte Marktkapitalisierung des Konzerns niedriger bewertet ist als einzelne Geschäftsbereiche bei der BayWa r.e.  

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