vividam ist eine digitale und ausschließlich nachhaltige Vermögensverwaltung, auch Robo-Advisor genannt. Im Interview haben wir Frank Huttel, Prokurist und Leiter Portfoliomanagement bei der FiNet Asset Management AG, gefragt, mit welchem Anspruch vividam an den Start gegangen ist, was Impact Investing bedeutet und warum vividam aus seiner Sicht ein Anti-Robo-Advisor ist.
INTERVIEW
BOERSE-N.de: Herr Huttel, was macht vividam?
FRANK HUTTEL: vividam ist eine digitale und ausschließlich nachhaltige Vermögensverwaltung, auch Robo-Advisor genannt. Kunden*innen können bei uns bereits ab 3.500 Euro zzgl. einem Sparplan von 75 Euro im Monat ihr Geld nachhaltig verwalten lassen. Dabei legen wir großen Wert auf Transparenz und wollen mit dem uns anvertrauten Geld eine positive Wirkung (Impact) auf Umwelt und Gesellschaft erzielen und orientieren uns an den 17 UN SDGs. Damit gehen wir über das aktuell heiß diskutierte Thema „Klimawandel“ weit hinaus.
Wer steckt hinter vividam und seit wann gibt es Sie?
Bevor ich auf die Akteure hinter vividam eingehen, möchte ich noch kurz auf den Namen eingehen. Denn vividam ist ein Kunstwort und setzt sich aus dem lateinischen vivid – lebendig – und am, der Abkürzung für „Asset Management“ zu Deutsch Vermögensverwaltung, zusammen. Wir bieten also für unsere Kunden eine lebendige Vermögensverwaltung. Aber nun zu den Beteiligten. vividam ist kein klassisches FinTech sondern eine Marke des Marburger Vermögensverwalters FiNet Asset Management AG, der bereits 2008 gegründet wurde. Die Planung für vividam starteten bereits 2017, aber das Licht der Welt erblickte unser Baby Anfang Dezember 2018 – also vor fast genau zwei Jahren. Ich als Person bin Co-Initiator und verantwortlich für das Portfoliomanagement.
Mit welchem Anspruch sind Sie angetreten?
Unser Anspruch ist „bewusst“ anders zu sein und den Kund*Innen eine Alternative zu den sonst oft ähnlichen Angeboten am Markt zu geben. Anders zu sein heißt auch, uns ausschließlich auf Nachhaltigkeit zu fokussieren. Im „normalen“ Leben ist Nachhaltigkeit bei vielen schon normal. Menschen bevorzugen immer mehr Bioprodukte, verzichten auf Plastik, etc. Auch der Klimawandel mit all seinen Auswirkungen wie Naturkatastrophen, die Flüchtlingsthematik, usw. ist in den Medien, nicht nur durch Greta und #FridaysForFuture fast täglich präsent. Aber in der Geldanlage und Altersvorsorge spielt es fast noch keine Rolle. Erst in den letzten 2 Jahren und durch die Corona-Krise kommt etwas Schwung in das Thema. Und das ist auch gut so, denn die Finanzmärkte hätten auf Grund ihrer schieren Größe das Potential, Gelder in neue Technologien zu lenken und aus schädlichen Industrien abzuziehen.
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Bei Ihnen kann man sogenanntes Impact Investing betreiben. Was bedeutet das für den Anleger*in?
Geld per se ist nicht schlecht. Wenn man es richtig einsetzt, kann man Dinge bewegen und bewirken. Und wir setzen das Geld unserer Kunden so ein, dass einerseits kein Schaden angerichtet wird, aber auch, und das ist wichtig, etwas positives bewirkt wird. Das nennt man „Impact Investing“ oder wirkungsorientiertes Investieren. Man darf es aber nicht mit Philanthropie verwechseln. Geld wird nicht gespendet, es wird investiert, um eine Rendite zu erzielen. Die reinste Form des Impact Investing sind Mikrofinanzkredite oder sogenannte Green Bonds.
Wichtig ist aber die Messung der Wirkung. Dazu wird derzeit viel diskutiert. Eine Möglichkeit ist, sich an den oben erwähnten 17 UN Nachhaltigkeitszielen, den SDGs zu orientieren. Diese wurden in 2015 – im gleichen Jahr also wie das Pariser Klimaabkommen – von der UN mit dem Ziel ins Leben gerufen, diese bis 2030 zu erreichen. Die Finanzbranche wird dabei explizit genannt und einbezogen. Diesen Aufruf nehmen wir ernst und investieren bei vividam mit spezialisierten Fonds in einen Großteil dieser Themen. Dazu gehören erneuerbare Energien, Klima, Wasser, Bildung, Gesundheit, etc. Somit investieren wir in und finanzieren indirekt innovative Unternehmen aus diesen Branchen, die Lösungen bieten anstatt Teil des Problems sind. Das setzen wir mit aktiven Fonds um und verzichten auf ETFs.
Sie haben vividam einmal als den „Anti-Robo-Advisor“ bezeichnet, warum?
Ja, das ist mir so „herausgerutscht“, aber gefällt mir inzwischen sehr gut. Wir machen vieles anders. Es beginnt damit, dass wir kein Start-Up oder FinTech sind und eine lange Erfahrung in der klassischen Vermögensverwaltung haben. Auch sind wir ausschließlich nachhaltig und verfolgen einen „Buy & Hold“-Ansatz und verzichten bewusst auf Algorithmen oder ein „Risikomanagement“. Das ist in den Fonds indirekt eingebaut, was man sehr schön in der Corona-Krise gesehen hat. Und wir setzen auf aktive Fonds und verzichten auf günstige ETFs, die nicht unserem Anspruch an Nachhaltigkeit gerecht werden. Viele nachhaltige ETFs beinhalten Werte, die wir als nicht nachhaltig erachten. Außerdem betreiben ETFs kein Engagement und nehmen ihre Stimmrechte selten wahr. Somit übt kein ETF Druck auf Unternehmen aus, was wir als Impact Investoren gerne sehen wollen. Nur durch Druck, und wenn es nicht Hilft im Zweifel De-Investitionen, können wir Dinge zum Besseren verändern. Aktives Management kostet aber leider etwas Geld, was aus unserer Sicht gut investiert ist. Die echte Bio-Tomate auf dem Wochenmarkt ist auch teurer als die Tomate beim Discounter. Aber die Performance seit Auflage und insbesondere in 2020 bestätigt uns. Last but not least sind wir ein „Hybrid“, d.h. es gibt immer einen Berater, der mit Rat und Tat dem Kunden zur Seite steht. Wie man sieht, vieles ist anders.
In welcher Form ist vividam ausschließlich nachhaltig?
Wie bereits in den Antworten weiter oben beschrieben, ist es unser Ansatz, Nachhaltigkeit maximal umzusetzen, auch wenn wir uns bewusst sind, dass 100% nicht geht. Wir verzichten grundsätzlich auf konventionelle Fonds und sind auch keine Freunde von „Best-in-Class“ Ansätzen. Wir fokussieren uns voll auf Wirkung und die Lösungsanbieter von morgen.
In welche Themen investieren Sie?
Es gibt einige Themen, in die man mit spezialisierten Zielfonds sehr gut investieren und die gewünschten Ziele erreichen kann. So investieren wir z.B. in nachhaltige Wasserwirtschaft (aber nicht Wasserhersteller), in Erneuerbare Energien wie Solar und Wind, in neue Antriebstechnologien wie E-Mobilität, den Gesundheitssektor, Bildung, Forstwirtschaft, Grüne Immobilien aber auch Recycling/Circular Economy. Und dann haben wir noch die beiden „Megathemen“ Klima und Biodiversität. Wir haben die Themen auf unserer Internetseite mit den von uns derzeit eingesetzten Zielfonds aufgeführt und verlinken dort auch noch auf die entsprechenden SDGs.
Wie würden Sie Ihren typischen Kunden*in beschreiben?
Unser typischer Kunde ist mehrheitlich weiblich, gut ausgebildet und knapp 40 Jahre. Aber wir haben auch den jungen Berufsstarter oder den Großvater, der für das Enkelkind sparen möchte. Aber allen ist gemein, dass Ihnen die Nachhaltigkeit am Herzen liegt und die Wirkung wichtig ist, die sie mit ihrem Geld erzielen können.
Wenn ich als Anleger*in nun noch individuelle Fragen habe. Bieten Sie auch eine persönliche Beratung an?
Ja, das unterscheidet uns von vielen, wobei einige Anbieter nachziehen. Aber wir haben von Anfang an auf Berater gesetzt, die dem Kunden zur Seite stehen und alle Fragen rund um Geldanlage / Altersvorsorge und Nachhaltigkeit beantworten können. Das hat zwar auch einen Preis, denn die/der Berater*in bekommt dafür einen entsprechenden Teil der Verwaltungsvergütung. Somit bieten wir eine Symbiose aus Mensch und Maschine. Wer einen Berater sucht, kann auf unserer Internetseite im Beraternetzwerk auf der Deutschlandkarte suchen und diesen kontaktieren.
Abschließende Frage, welche Kosten haben die Kunden*innen bei Ihnen?
Der Kunde zahlt aktuell 1,29% p.a. inkl. MwSt. bei einer quartalsweisen Abrechnung. Depotgebühren und sonstige Kosten wie Spesen oder Ordergebühren fallen nicht an. Zusätzlich sind wir aber verpflichtet, die internen Fondskosten der eingesetzten Zielfonds dem Kunden im sogenannten ex-ante Kostenausweis transparent aufzuzeigen. Diese mindern zwar die Wertentwicklung der einzelnen Zielfonds, sind aber in den Fondskursen täglich berücksichtigt und abgezogen. Je nach Strategie liegen diese zwischen 1,31% und 1,85% und können in den einzelnen Factsheets ganz transparent eingesehen werden. Diese Kosten zahlt der Kunde also nicht mehr direkt, wie einige glauben. Hört sich alles kompliziert an, ist es aber nicht: jede und jeder zahlt eine All-In-Gebühr von 1,29% – noch. Denn wir senken ab dem 1. Januar 2021 die Verwaltungsgebühr auf 0,99% zzgl. MwSt., also 1,18% bei einer angenommenen Steuer von dann wieder 19%.
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