Nachhaltige Fonds – Dieses Mal im Interview Amundi

Was zeichnet nachhaltige Fonds aus? Wie profitabel können grüne Fonds sein? Antworten liefert Dr. Andreas Steinert, Head of ESG bei Amundi Deutschland.

INTERVIEW

BOERSE-N.de: Herr Dr. Steinert, wie haben Sie Ihren Weg zum Thema nachhaltigen Investments gefunden?

Dr. Andreas Steinert, Head of ESG bei Amundi Deutschland

DR. ANDREAS STEINERT: Anfang der 2000er habe ich bei meinem vorherigen Arbeitgeber eine Konferenz zum Thema Corporate Sustainability organisiert und verantwortet. Damit wurde mein Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit geschärft. Seit meinem Eintritt bei Amundi 2018 habe ich das Thema Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt gestellt. Ich hatte in meiner Vertriebsfunktion die Chance, die streng nachhaltigen Produkte der Amundi Ethik Fonds Familie sowie den Amundi Global Ecology ESG auf die Agenda jedes Kundengespräches zu setzen. Das war bereits leicht vor der Kurve, sprich bevor das Thema dann 2020 und 2021 auch aufgrund der Regulierung zu dem Megatrend wurde. Spannend für mich und auch für unsere Kunden ist die lange Historie, die Amundi mit seinen nachhaltigen Produkten – zum Teil durch Übernahmen – aufweisen kann. Seit 1986 ist zum Beispiel der erwähnte Amundi Ethik Fonds am Markt und auch der Amundi Global Ecology ESG wurde bereits vor über 30 Jahre aufgelegt.

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Um sich dann aber voll auf das Thema Nachhaltigkeit einzulassen und eine Aufgabe als Head of ESG auszufüllen, gehört mehr, als nur die Begegnung mit einem Thema auf seinem beruflichen Weg. Es muss auch eine Leidenschaft für das Thema vorliegen. Ich gehe zum Beispiel sommers wie winters gerne in die Berge. Die Mächtigkeit und teilweise Stille der Berge lehrt einen immer wieder den Respekt vor der Natur. Zwar sehe ich mich damit nicht als Öko Pionier – da gab es andere – aber wir versuchen als Familie einen kleinen Beitrag zu leisten. So haben wir uns schon vor vielen Jahren beim Bau unseres Hauses bewusst für Photothermie und Photovoltaik auf dem Dach entschieden und seit 2019 fahren wir ein E-Auto.

Welche nachhaltigen Fonds bieten Sie an?

Fonds in allen Asset Klassen für Privatanleger und für institutionelle Investoren, von leichter nachhaltiger Ausprägung bis zu Produkten, die den Reduktionspfad des Pariser Abkommens berücksichtigen, also 7% Treibhausgasemission pro Jahr im Portfolio als Steuerungsgröße einbeziehen, bis hin zu sog. Impact Produkten im engeren Sinne, die einen messbaren, zusätzlichen Effekt erzielen. Diese Investitionsziele eines Kunden können wir durch aktive und passive Produkte, also ETFs, abbilden.

In unserem ESG-Aktionsplan gehen wir noch einen Schritt weiter und vertiefen unser Engagement bis 2025. Wir werden einerseits einen zweiten Transformationsfaktor für die Bewertung der Unternehmen einführen und damit Unternehmen besser bewerten, die die grünen Wirtschaftsaktivitäten ausbauen und einen glaubhaften Pfad der Dekarbonisierung eingeschlagen haben. Zweitens werden wir, eine „Net Zero“-Produktpalette für alle Assetklassen entwickeln und die Anzahl der nach Artikel 8 und 9 der EU-Offenlegungsverordnung klassifizierten ETFs auf mindestens 40% anheben.

Welche Nachhaltigkeits-Kriterien spielen bei Ihren Fonds eine Rolle, Stichwort ESG?

So vielfältig, wie die ESG-Kriterien, so vielfältig sind auch die Möglichkeiten, die sich durch die nachhaltigen Ziele an Kombinationsmöglichkeiten in allen Asset Klassen ergeben. Für die Kunden ergibt sich daraus die Option aus dem immer größer werdenden Universum an Nachhaltigkeitsfonds, Fonds auszuwählen, die ihre Vorstellung von Nachhaltigkeit abbilden.

Grundsätzlich haben sich als Kriterien Ausschlusskriterien und ein Best-in-Class Ansatz durchgesetzt. Amundi nutzt ebenfalls beide Ansätze. Für alle aktiven Fonds hat Amundi erfolgreich einen eigenen Best-in-Class Ansatz etabliert, so dass der Fonds nach unserem ESG Rating besser abschneidet als die Benchmark, gegen die der Fonds gemanagt wird. Zudem bietet Amundi Lösung an, die gezielt den CO2-Fußabdruck reduzieren, in Unternehmen investieren, die sich ihrerseits zur Reduktion der Treibhausgasemissionen verpflichtet haben oder solche, die in besonderem Maße soziale Ziel verfolgen.

Für welchen Anleger-Typ sind Ihre Fonds gedacht?

Sowohl für institutionelle als auch für Privatkunden, sei es, dass die Kunden ein gewisses Wertverständnis umsetzen möchten oder „nur“ Nachhaltigkeitsrisiken als finanzielle Risiken in die Anlagestrategie integriert sehen möchten. Im Kernbereich der Produkte ist eine Konvergenz dieser Philosophien zu sehen. Nachhaltigkeitsrisiken zu berücksichtigen ist für die Finanzanalyse Pflicht, eine Wertorientierung durch striktere Ausschlüsse oder Orientierung an Treibhausgasreduktionszielen „sattelt dann noch einen drauf.“

Sind nachhaltige Fonds mittlerweile genauso profitabel wie konventionelle Fonds? Wie hoch sind die durchschnittlichen Renditen?

In der Tat. Indices wie der MSCI World oder MSCI Europe haben dies mit ihren nachhaltigen Varianten, also als SRI Variante, gezeigt. Sie haben über weite Strecken in den letzten 5 Jahren eine bessere Kursentwicklung aufgewiesen als der Ursprungsindex.

Unser internes Research ist zu dem Schluss gekommen, dass besonders positiv nachhaltig bewerte Unternehmen seit 2014 in Nordamerika und Europa und seit 2020 auch in Asien eine Überperformance gezeigt haben. Welche Faktoren dabei überwiegen, wandelt sich mit der Zeit. Anfangs waren es die ökologischen Faktoren, die im Fokus standen. Während der Pandemie dann haben die sozialen Faktoren mehr an Gewicht gewonnen und in der Krise insbesondere die Faktoren, die sich mit dem Thema der guten Unternehmensführung befassen.

Was sind erfahrungsgemäß die wichtigsten Themen und Fragen, wenn Anleger*innen überlegen, ihr Geld nachhaltig anzulegen?

Es ist wichtig, zunächst Bedenken zu nehmen: Nachhaltiges Investieren kostet per se keine Rendite, sondern kann als Qualitätsfaktor für die Strategie und das langfristige Handeln des Unternehmens gewertet werden. Man darf dies nicht mit der ein oder anderen negativen Erfahrung mit dem nicht regulierten grauen Kapitalmarkt aus der Vergangenheit verwechseln. Nachhaltige Investitionen waren im Gegenteil in den letzten Jahren ein Renditetreiber.

Diversifikation spielt auch bei ESG Strategien die altbekannte Rolle: Breit angelegt nachhaltige Strategien sind wichtig als Kerninvestitionen, diese können um thematische Fonds ergänzt werden – wichtig bleibt es, Klumpenrisiken in einzelnen Sektoren zu vermeiden.

Kunden brauchen Orientierung bei den unterschiedlichen ETF-Lösungen, die existieren. Wichtig ist zu erläutern, wofür die Abkürzungen stehen, insbesondere, dass SRI oder PAB strenge Ausprägungen nachhaltiger ETF sind, die konsequent nachhaltige Unternehmen übergewichten und gewisse Unternehmen ausschließen.

Die aktiven Produkte haben durch ihre nachhaltige Ausrichtung zusätzlich an Reiz gewonnen, da langjährige Portfoliomanager für die Nachhaltigkeit ihrer Titelauswahl persönlich stehen: Christian Zimmermann und Jörg Moshuber, die Portfoliomanager, des Amundi Global Ecology und der Amundi Ethikfonds Familie, wie des Amundi Ethik Plus Fonds, sind hierbei Vorbilder.

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Rechtliche Hinweise: Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von Amundi Asset Management und sind aktuell mit Stand 11.02.2022. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung von Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte von Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.

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