Roboadvisor sollen dir deine Geldanlage erleichtern. Doch welche Anbieter gibt es und welcher ist der beste? Das wollten wir wissen und haben hierzu den Roboadvisor Quirion interviewt. Und selbstverständlich haben wir Kai Hattwich, unseren Interviewpartner, auch Fragen zum Thema Nachhaltigkeit bei Quirion gestellt.
INTERVIEW
BOERSE-N.de: Wie erklären Sie Anleger*innen, die noch nie etwas von einem Robo Advisor gehört haben, Ihr Produkt?
KAI HATTWICH: Auf den Punkt gebracht würde ich sagen: „Die digitale Vermögensverwaltung von quirion erstellt für den Anleger ein optimal zu ihm passendes Portfolio aus verschiedenen, günstigen Indexfonds und sorgt dafür, dass dieses Portfolio auch passend bleibt“. Wenn ich etwas mehr Zeit für eine Erläuterung hätte, würde ich zunächst erklären, warum am Kapitalmarkt beim Thema Vermögensaufbau kein Weg vorbeiführt, gefolgt vom Hinweis, dass ETFs – also börsengehandelte Indexfonds – dafür das beste Instrument sind. Damit hätte ich eine wichtige Basis gelegt, die aber trotzdem noch viele Menschen ratlos lassen würde, weil natürlich immer noch nicht klar ist, was konkret denn jetzt in Sachen Geldanlage zu tun ist. Und dann käme der Robo-Advisor ins Spiel: Er erstellt nämlich mit Hilfe eines Fragebogens ein individuelles Chance-Risikoprofil des Anlegers und empfiehlt ein optimal zu diesem Profil passendes Portfolio. Bei quirion besteht es aktuell aus 15 ETFs. Diese sind unterschiedlich stark gewichtet. Durch Kursänderungen ändert sich aber logischerweise auch die Gewichtung der einzelnen ETFs, so dass das Portfolio eventuell nicht mehr optimal passt. Dann sorgt der Robo Advisor dafür, dass die Ausgangsgewichtung wiederhergestellt wird – dieser Vorgang wird Rebalancing genannt. Und genau das macht quirion auf wissenschaftlicher Basis.
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Was genau verbessert und erleichtert sich durch die Nutzung von Robo Advisorn für die Anleger*innen?
Auf der einen Seite ist die Geldanlage per Robo Advisor sehr komfortabel. Im Grunde genommen, muss sich keine Anlegerin und kein Anleger aufwändig um seine Geldanlage kümmern, das übernimmt ja der Robo. Auf der anderen Seite ist die Anlage bei einem Robo Advisor in den meisten Fällen deutlich günstiger, als eine Anlage beispielsweise in aktiv gemanagte Fonds. Die Gebühren und Provisionen werden dort nur gerne im „Kleingedruckten“ versteckt. Das gilt eigentlich für die meisten Robos. Konkret für quirion kann ich noch anschließen, dass eine Anlage mit unserem Anlagekonzept auch noch vor vielen der häufigsten Anlagefehler schütz: Die Suche nach den Top-Performern der Zukunft, die zu „heimatlastige“ Anlage in deutsche oder europäische Werte, oder dem Versuch, optimale Ein- und Ausstiegszeitpunkte zu finden.
Für welchen Anleger*innen-Typ sind Robo Advisor das richtige Tool?
Eigentlich für Jede und Jeden – vielleicht mit Ausnahme derjenigen, die ihre Geldanlage selber ganz aktiv managen möchten. Insbesondere diejenigen, die ihr Geld noch – bestenfalls – unverzinst auf Giro- oder Tagesgeldkonten liegen haben, und die sich bisher noch nicht mit dem Kapitalmarkt beschäftigt haben, sollten sich Robo Advisors mal genauer anschauen.
Wie technikaffin sollten Ihre Kund*innen sein?
Das spielt aus meiner Sicht gar keine Rolle. Jeder Internet- und Online-Banking-Nutzer kann ein Depot bei einem Robo Advisor eröffnen. Aus meiner Sicht ist der Begriff Robo Advice sogar etwas irreführend – er suggeriert nämlich eine unpersönliche, technische Ebene, die es so gar nicht gibt. Bei uns werden die ETF-Portfolios von Menschen zusammengestellt – die Maschine hilft im Hintergrund eher bei der Risikoüberwachung und der Orderausführung. Und auf Wunsch bieten wir auch ein Modell an, in dem die Kund*innen bei Bedarf auf einen persönlichen Vermögensberater haben, den sie per Telefon, Video oder vor Ort in den Niederlassungen der Quirin Privatbank, unserer Muttergesellschaft, ansprechen können.
Wie legen Sie das Geld der Anleger*innen an?
Wie schon gesagt, in günstigen ETFs. Dabei ist unser Ziel, den kompletten Weltmarkt abzubilden. Das ist wissenschaftlich belegt, die langfristig aussichtsreichste Anlagestrategie, die so viele unnötige Risiken wie möglich, ausschließt. Wir bezeichnen diesen Ansatz als „prognosefrei“, weil wir eben nicht versuchen, was sowieso nicht möglich ist, nämlich kurzfristige Entwicklungen an der Börse vorherzusagen. Mit den 15 ETFs in unserem globalen Portfolio partizipieren Anleger*innen an der Entwicklung von rund 8.000 Unternehmen weltweit. Die Anpassung auf das individuelle Risikoprofil erfolgt jeweils durch die unterschiedlich große Beimischung von Anleihen-ETFs.
Welche Rolle spielt für Sie das Thema nachhaltige Geldanlage? Inwieweit können Sie sich auf den Nachhaltigkeits-Anspruch der Anleger*innen einstellen?
Das Thema wird immer wichtiger. Wir bieten deshalb bereits seit längerer Zeit auch ein nachhaltiges Portfolio an. Allerdings legen wir auch im nachhaltigen Portfolio Wert auf eine möglichst breite weltweite Streuung – denn sie ist die Basis für eine „nachhaltig“ erfolgreiche Geldanlage. Eine Beschränkung auf nur wenige Werte – und damit meine ich durchaus auch eine Beschränkung auf 100 oder 200 Unternehmen wie in einigen „grünen“ Fonds – ist für uns noch keine ausreichende Risikostreuung. Aktiv gemanagte nachhaltige Fonds halten übrigens im Schnitt sogar nur 80 Titel. Außerdem investieren sie in der Regel nur in Unternehmen, die schon total grün sind und unterstützen so den Wandel der Weltwirtschaft nicht. Wir filtern deshalb die rund 8.000 Unternehmen bzw. die entsprechenden ETFs nach ESG-Kriterien und schauen uns speziell auch noch das Thema CO2-Ausstoß an. So landen am Ende rund 3000 Unternehmen in den Depots. Den Auswahlprozess beschreiben wir auch auf unsere Webseite.
Wie schwer oder leicht ist es zusammen mit den Kund*innen ein nachhaltiges Wertpapier-Portfolio anzulegen?
Überhaupt nicht schwer – der Anlageprozess des nachhaltigen Depots unterscheidet sich für den Kunden nicht von der Standard-Anlage. Fairerweise muss ich aber dazusagen, dass wir keine individuellen Wünsche an das nachhaltige Portfolio berücksichtigen. Wie ich oben erläutert habe, ist das Prinzip der möglichst breiten Streuung für uns essenziell. Dazu nutzen wir, wenn es geht, ETFs von Gesellschaften, die sich nicht nur Treuhänder des Vermögens, sondern auch der damit verbundenen Stimmrechte verstehen. So nutzen Sie ihren Einfluss und tragen zur Veränderung der Weltwirtschaft bei.
Welche Kosten fallen bei Ihnen für die Nutzer*innen an und in welche Höhe?
Das ist ganz einfach und transparent. Wir berechnen eine jährliche Vermögensverwaltungsgebühr, die die Konto- und Depotführung, Käufe und Verkäufe und alle weiteren Dinge enthält. Beim globalen Portfolio beträgt diese Gebühr jährlich 0,48% des Depotwerts, im nachhaltigen Portfolio sind es derzeit noch 0,68% pro Jahr.
Worin unterscheidet sich Ihr Robo Advisor von der Konkurrenz und was ist Ihr Wettbewerbsvorteil?
Wir bieten die persönliche Beratung – auf Wunsch sogar vor Ort. Unser Angebot ist wissenschaftlich fundiert und bei den Gebühren ist quirion – auch im Vergleich – sehr günstig. Alles in allem stimmt bei quirion das Gesamtpaket, würde ich sagen.
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