Wie definiert die KD Bank als evangelische Kirchenbank ethische Geldanlage und welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit für die Bank? Das haben wir Susanne Hammans, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von der KD Bank gefragt.
INTERVIEW
BOERSE-N.de: Frau Hammans, wofür steht die KD Bank?
SUSANNE HAMMANS: Wir sind mit unserer 95-jährigen Tradition die älteste evangelische Kirchenbank in Deutschland. 1925 wurde die erste evangelische Darlehnsgenossenschaft in Dresden gegründet. Wir stehen bis heute für eine ganzheitliche Umsetzung christlicher Werte in allen Finanzgeschäften. Unser Auftrag ist es, Kundengelder unter ethisch-nachhaltigen Kriterien anzulegen und Projekte aus Kirche, Diakonie, Sozialwirtschaft sowie den privaten Wohnungsbau zu finanzieren. Als Genossenschaft sind Solidarität, Verantwortung, Nähe, Partnerschaftlichkeit und Hilfe zur Selbsthilfe maßgebend für unser Handeln.
Für welche Art Kunde/in sind Sie die richtige Bank?
Wir richten uns an Einrichtungen und Institutionen aus Kirche, Diakonie und Sozialwirtschaft sowie Stiftungen. Privatkunden, die unsere christlichen Werte teilen, sind herzlich willkommen.
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Welche Rolle spielt für Sie das Thema Nachhaltigkeit?
Eine sehr zentrale; wir haben ein ganzheitliches Nachhaltigkeits- und Umweltmanagement in der Strategie der Bank verankert und berichten freiwillig nach dem anerkannten Deutschen Nachhaltigkeitskodex (http://www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de). Außerdem unterwerfen wir uns – ebenfalls freiwillig – dem Corporate Governance-Kodex für Genossenschaften. Eine nachhaltige Unternehmensführung ist für die Bank für Kirche und Diakonie eine wichtige Voraussetzung für das langfristige erfolgreiche Bestehen der Genossenschaft.
Wie definieren Sie ethische Geldanlage?
Ethische-nachhaltige Geldanlage heißt für uns, verantwortungsvoll mit Geld umzugehen. Um dies zu systematisieren und zu dokumentieren, haben wir 2008 unseren ersten Nachhaltigkeitsfilter für die Eigenanlagen der Bank eingeführt. Dieser ist ein wesentlicher Baustein der Nachhaltigkeitsstrategie der Bank. Bei der Ausgestaltung des Prozesses und der Definition der (Ausschluss-)Kriterien orientieren wir uns u. a. an folgenden internationalen Standards und kirchlichen Orientierungshilfen: der Verpflichtung der Weltkirchen für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, die als konziliarer Prozess 1983 in Vancouver in Gang gebracht wurde, den UN Principles of Responsible Investments (UN PRI), den 10 Prinzipien des UN Global Compact für Unternehmen und dem Leitfaden für ethisch nachhaltige-Geldanlage in der EKD. Die Bank kombiniert mit ihrem KD-Nachhaltigkeitsfilter einen sogenannten Best-in-Class-Ansatz mit Ausschlusskriterien. Unternehmen und Staaten, die die Positivkriterien im Vergleich zur Branche bzw. zu anderen Staaten erfüllen, werden bei der Auswahl bevorzugt. Die Ausschlusskriterien sorgen dafür, dass die Bank in bestimmte Unternehmen und Länder gar nicht investiert. Der Filter wird von einem bereichsübergreifenden Projektteam regelmäßig überprüft und aktualisiert. Die aktuelle Version des Filters, mit der weitreichende Ausschlüsse im Bereich der fossilen Energieträger umgesetzt wurden, ist seit Mitte 2018 im Einsatz. Mehr finden Sie hier: www.KD-Bank.de/Nachhaltigkeit
Welche Schlüsse hat Ihre Bank aus der Finanzkrise 2008 gezogen?
Zunächst einmal waren wir von der Finanzkrise nicht direkt betroffen. Wir hatten die hochspekulativen Finanzinstrumente weder im eigenen Bestand noch haben wir sie an unsere Kunden vermittelt. Wir haben schon damals mit unserem Nachhaltigkeitsfilter gearbeitet und diese Grundhaltung hat uns vor den Versuchungen bewahrt, diese strukturierte Produkte, die ein extremes Risiko beinhalteten und auch uns angeboten wurden, zu kaufen oder zu vertreiben. Wir fühlen uns vielmehr durch die Finanzkrise in unserer nachhaltigen Strategie bestärkt. Das ist eine wichtige Konsequenz und sie motiviert uns auch, neue Angebote zu entwickeln und aktiv auf neue Kunden zuzugehen. Eine weitere Konsequenz, mit der wir leben müssen, sind die massiven Regulierungsmaßnahmen sowie die immensen Anforderungen an die Eigenkapitalbildung, die wir erfüllen müssen. Deshalb haben wir in den internen Bereichen unser Personal erheblich aufstocken müssen, um alle Anforderungen zu erfüllen. Das kostet uns sehr viel Geld.
Die Corona-Krise könnte wirtschaftlich betrachtet größere Folgen für private und institutionelle Anleger haben, als die Bankenkrise 2008. In welcher Form werden Sie sich auf die neue Situation im Hinblick auf die Liquidität Ihrer Kunden und die Zinspolitik der Zentralbank einstellen?
Ja, diese Einschätzung teilen wir, auch wenn vieles noch sehr ungewiss ist. Grundsätzlich ist die Bedeutung der Sozialwirtschaft für unsere Gesellschaft nochmals unterstrichen worden, das werten wir positiv. Die Maßnahmen von Bund, Ländern und Kostenträgern zur Liquiditätsunterstützung diakonischer Einrichtungen waren wirkungsvoll und bemerkenswert unbürokratisch. Dennoch ist es derzeit so, dass diakonische Einrichtungen zum Teil mit Belegungsproblemen und Umsatzrückgängen zu kämpfen haben; gleichzeitig steigt der Aufwand durch die zusätzlichen Hygiene- und Schutzmaßnahmen. Hier wird es darauf ankommen, welche Aufwendungen durch die Schutzschirme gedeckt sein werden. Für Aussagen zu den langfristigen Auswirkungen für die Sozialwirtschaft in Deutschland ist es noch zu früh. Aber wir betrachten die massiven Ausgaben und die daraus resultierenden Schulden mit Sorge und stellen uns die Frage, wie viele der gesellschaftlich wichtigen Aufgaben zukünftig von unserer Gemeinschaft getragen werden können.
Wenn Kunden wegen der Maßnahmen zur Bewältigung der Krise einen erhöhten Liquiditäts- und Kreditbedarf haben, ist es zunächst wichtig, möglichst frühzeitig Kontakt zu uns aufzunehmen. Im engen Austausch erarbeiten wir schnell und flexibel Lösungen für die individuelle Liquiditätssicherung. Hierzu zählen auch Tilgungsstundungen und Tilgungsaussetzungen aber auch unsere Corona-Express-Finanzierung. Gleichzeitig haben wir die Liquiditäts- und Kreditversorgung der Diakonie insgesamt im Blick und sammeln und bewerten die Informationen der Fördereinrichtungen des Bundes und der Länder und stellen diese unseren Beratungsteams zur Verfügung.
Welchen Stellenwert hat für Sie digitales Banking und wie sieht die moderne Form der Bankgeschäfte bei Ihnen aus?
Einen sehr hohen Stellenwert, das ergibt sich auch aus unserer Struktur mit wenigen Filialen einerseits und Kunden im gesamten Bundesgebiet andererseits. Hierbei nutzen wir alle modernen und sicheren Formen vom Online-Banking über Banking per App bis hin zur Videoberatung. Dieses hohe Digitalisierungsniveau hat uns in der Corona-Krise sehr geholfen, als wir innerhalb von einer Woche mehr als 60 % der Mitarbeitenden ins Homeoffice schicken konnten, ohne nennenswerte Produktivitätseinbußen zu verzeichnen. Wir werden diese Kanäle weiter ausbauen, gleichzeitig aber auch – soweit möglich – den persönlichen Kontakt in der Bank, bei Besuchen vor Ort sowie bei Präsenzveranstaltungen pflegen. Wir versuchen, eine passende Mischung aus digitaler und analoger Kommunikation anzubieten.
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Wie definieren Sie die Bank von morgen?
Unserer Einschätzung nach wird die Funktion eines „Finanzlotsen“ weiterhin gefragt bleiben. Während man auf dem Höhepunkt der FinTech-Euphorie das Gefühl hatte, Banking sei nur noch mit dem Smartphone zukunftsfähig, dominiert langsam die Erkenntnis, dass eine deutliche Mehrheit der Kunden unverändert Wert auf Kanalvielfalt und persönliche Kontakt legt. Da das Kundenverhalten zunehmend digital ausgerichtet ist, ist die Kundenbindung noch wichtiger aber auch herausfordernder geworden. Mobile-first und personalisierte Optionen legen an Bedeutung zu. Entscheidend wir unserer Einschätzung jedoch sein, einen bestmöglichen Service für unsere Kunden anzubieten. Das heißt für uns konkret, zum einen unsere spezifische Expertise im Bereich der ethisch-nachhaltigen Geldanlagen und der Finanzierung der Sozialwirtschaft stets auszubauen. Zum anderen müssen wir die jeweils passende Wege finden, die für den Kunden bequem sind, die einen echten Nutzen und Service bringen. Künstliche Intelligenz, Datenanalysen sowie Netzwerke und Kooperationen können dabei helfen.
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